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„Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung“

Saerbecker Gesamtschüler besuchen KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Ein jüdisches Sprichwort besagt: „Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung“. Aus eben diesem Grund begaben sich einige Schüler der zwölften Jahrgangsstufe der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule auf eine fünftägige Exkursion in das polnische Oświęcim. In der polnischen Ortschaft, die unter deutscher Besatzung noch Auschwitz hieß, erinnern heute die Gedenkstätten auf dem ehemaligen Gelände der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager an Holocaust, Völkermord und Nazi-Terror; ein Ort, welcher den Schülern die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte eindrücklich und bewegend vor Augen führen konnte. Die Schülergruppe besichtigte mit ihrem dreiköpfigen Lehrerteam unter der Leitung zweier Studentinnen, die die Fahrt im Namen des Vlothoer Vereins „Stätte der Begegnung“ organisiert hatten, unter anderem das Stammlager Auschwitz und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Überwältigt von den Ausmaßen und der grausamen Effizienz, mit der die Nazis Menschen aus allen besetzten europäischen Ländern deportierten und zur Zwangsarbeit sowie zum Tod in den Gaskammern verdammten, erlebten die Schüler unter Anleitung örtlicher Guides Baracken, Gaskammern, Krematorien und Funktionsgebäude. Neben den Länderausstellungen in den ehemaligen Wohnbaracken waren die Jugendlichen darüber hinaus auch von den Exponaten zur illegalen Häftlingskunst ergriffen – ein aus Brot gefertigter Rosenkranz, Portraits von Mithäftlingen zur Identitätswahrung oder geheime Auftragsarbeiten der SS-Wachmannschaften fesselten die Jugendlichen. Besonders eindrucksvoll und bewegend empfanden die Schüler ebenso die Möglichkeit, ein Gespräch mit dem Widerstandskämpfer, Zeitzeugen und Historiker Prof. Wacław Długoborski zu führen: Letzterer schilderte auf bemerkenswerte Art und Weise seine Erlebnisse als Häftling im Vernichtungslager Birkenau und bot den Schülern Gelegenheit zu vertiefenden Fragen. Die Internationale Jugendbegegnungsstätte war im Rahmen der Fahrt nicht nur Schlafplatz, sondern auch Lernplatz; in ihrer umfangreichen Bibliothek konnten sich die Schüler weiterführend mit speziellen Themen beschäftigen und die gewonnenen Eindrücke der vergangenen Tage in gemeinsamen Reflektionen verarbeiten. Abgerundet wurde die Fahrt durch einen Besuch der Stadt Krakau. Hier besichtigte man nicht nur das jüdische Stadtviertel Kazimierz, sondern mit Schauplätzen des Films „Schindlers Liste“ auch die ehemalige Schindler-Fabrik selbst, bevor man die eindrucksvolle Reise während eines gemeinsamen Abendessens in einem jüdischen Restaurant inklusive Live-Musik ausklingen ließ. Ihr Ziel hat die Gedenkstättenfahrt vollends erfüllt: Die Schüler stellten sich – ohne Schuldgefühle – der historischen Verantwortung der von den deutschen Vorfahren begangenen Gräueltaten, denn Gedenken und Erinnern an die Vergangenheit sollte mit Verantwortungsbewusstsein in der Gegenwart verbunden sein. Wer sich nicht erinnert, riskiert es, das Vergangene erneut durchleben zu müssen.

Lena Rolvering und Marvin Mutz

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