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55 Schüler*innen feiern ihr Abi an der MKG

Manchmal haben sie getreu ihrem Motto „Abi-Vegas - um jeden Punkt gepokert“ und möglicherweise auch mal geblufft, sich aber letztlich doch jeden Punkt auf ihrem Zeugnis hart erarbeitet. Für den Abi-Jahrgang 2023 an der Maximilian-Kolbe-Schule (MKG) gab es dafür passend von den Elternvertretern Anneliese Liesenkötter und Alfred Riese einen Straight Flush, das höchste Blatt im Poker. Bei der Zeugnisvergabe am Samstagmorgen in der Bürgerscheune wurde dabei immer wieder an die widrigen Bedingungen der Coronazeit erinnert. Trotzdem: Mit einer Durchschnittsnote von 2,28 verlässt jetzt der zweitbeste von bislang 27 Jahrgängen die Saerbecker Gesamtschule.

Zu Recht stellte Bürgermeister Dr. Tobias Lehberg deshalb fest, dass das nicht nur Glück gewesen sein könne. Aber „das Spiel ist nicht zu Ende“, jetzt werde es darum gehen, die Welt mitzugestalten. „Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand“, forderte Lehberg die Abiturienten auf: „Seien sie mutig und machen Sie Ihr Spiel - faites vos jeux!“

Das Abi-Motto lieferte Schulleiter Maarten Willenbrink eine Steilvorlage, um tiefer in die Theorie des Glüclsspiels einzusteigen. Da liefere man sich an „externe Kräfte aus und nehme schicksalhafte Entscheidungen in Kauf. Allerdings hinke der Vergleich mit dem „passiven Warten“, denn „Ihr habt an Eurem Erfolg gearbeitet“. Nicht nur stringent, denn es habe auch Phasen des „Hangover“ gegeben. Die Lehrkräfte wären in bestimmten Altersphasen nicht überrascht worden, hinter der Tür zum Klassenzimmer einem Tiger zu begegnen, spielt Willenbrink auf die berühmte Tierdressur in Las Vegas an.

Der Schulleiter bescheinigte dem Abi-Jahrgang, „experimentierfreudig und humorvoll“ zu sein. Wobei es mit Corona einen „Filmriss“ gegeben habe, bei dem alle Leichtigkeit verpufft sei. Aber er ziehe seinen Hut, wie „ihr die Zeit gemeistert habt“. Die Vorderseite des Motto-Schildes „Fabulous Vegas“ habe auch eine Rückseite: „Come back soon“. Also „lasst Euch gerne mal wieder blicken“, forderte Willenbrink seine jetzt ehemaligen Schülerinnen und Schüler auf.

Mit einem herzlichen Dankeschön baten Greta Schmitz und Thomas Rennemeier, die als Moderatoren durch die Feier führten, ihre Stufenleiterin Anja Venjakob ans Rednerpult. Sie habe nicht nur immer ein offenes Ohr für die Stufe gehabt, sondern „manchmal noch ein Ass im Ärmel“.

Auch Venjakob erinnerte an die Kalamitäten der Coronazeit, die unter anderem dazu geführt hätten, dass die Abschlussfahrt nicht ins Ausland ging sondern nach Leipzig. Das „wird im Leben so weitergehen“, erklärte die Stufenleiterin. Es werde auch Enttäuschungen geben. Der Wert der Zeugnisse messe sich nicht an den erworbenen Punkten und „Bildung ist mehr als ein Wetteinsatz“, sagte Anja Venjakob. Der sichere Raum Schule entlasse sie jetzt in eine immer weniger verlässliche Welt, aber „in meinen Augen seid ihr gerüstet für die Zukunft“. Venjakob forderte die Abiturienten auf: „Traut euch was, findet den Mut, eigene Wege zu gehen“.

Dass die Wege an diesem Punkt des Lebens mehr oder weniger auseinandergehen können, sprachen Annette Liesenkötter und Alfred Riese an. Um den „Einsatz zu erhöhen“ hatten sie ihre Gedanken in ein schnelles Gedicht gefasst, das ein Poetry Slam werden könne: „Ihr brecht jetzt auf und wir bleiben zurück und vielleicht halten wir Schritt und ihr nehmt uns mit…“ Aber es gelte weiterhin: „Ihr seid uns wichtig und euer Glück, mit euch geht von uns ein Stück“. Künftig gelte nicht mehr die Aufforderung, das Handy wegzulegen, sondern es in die Hand zu nehmen und anzurufen.

Hilke Lubczyk und Ali Dursun hatten ihre Oberstufenzeit als „Achterbahnfahrt“ erlebt. Schwierig seien anfänglich die Begegnung mit Maske am ersten Tag, die auf einen Tag geschrumpfte Kennenlernwoche und Videokonferenzen statt Präsenzunterricht gewesen. Trotzdem sei die Stufe zusammengewachsen und konnten sie auch von den reduzierten Klassenfahrten einige nette Anekdoten berichten.

Immerhin habe die Pandemie dazu geführt, dass sie als erster Jahrgang besonders digital unterwegs gewesen seien. Wobei die deutliche „Erhöhung der Hausaufgabenrate“ dank leichter Austauschbarkeit über AirDrop nicht ganz dem entsprach, was Stufenleiterin Venjakob mit dem erfolgreichen Erwerb der Kollaborationsfähigkeit positiv gewertet hatte.

1039 Tage seien vergangen, in denen „wir Teamfähigkeit bewiesen haben“, sagten Lubczyk und Dursun. Beim Start in das neue Lebenskapitel werde der eine oder andere Fehler unterlaufen: „Aber daran werden wir wachsen“.

Den Weg aus der MKG in ein selbständiges Leben sind inzwischen fast 1.500 Schülerinnen und Schüler gegangen. In einem kurzen statistischen Überblick informierte Oberstufenleiterin Bärbel Kibben, dass neben den 55 aktuellen Abiturienten weitere sechs mit einem Fachabi abgeschlossen haben. Immerhin 13 hätten eine 1 vor dem Komma erreicht. Einige der Abiturienten wurden dazu für besondere Leistungen in Physik, Chemie und Informatik ausgezeichnet.

Musikalisch untermalt wurde die Feier vielfältig durch das Schulorchester mit Musiklehrerin Marielle Fölling als Solosängerin, dem Chor des Vokalpraktisches Kurses und der bejubelten Premiere der Band „Die Spekulanten“. Zuvor hatten Eltern und Abiturienten in der Pfarrkirche einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert.

Zum Abschluss gab Bärbel ihren jetzt ehemaligen Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg: „Unsere Demokratie braucht euch. Mischt euch ein, gestaltet mit, es kommt auf jeden Einzelnen an“.

Quelle: Harald Westbeld, WN, 19.06.2023

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