Sie sind hier:

DuG-Schüler der MKG verarbeiten Pandemie-Erfahrung in „Fieberchens Reise“

Es klingt so niedlich und bedeutet so viel. Mit „Fieberchens Reise“ gelang nach langer Zwangspause wieder einem DuG-Kurs (Darstellen und Gestalten) der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) eine Aufführung mit Publikum. Thema und Hauptperson des hochaktuellen Stücks „Fieberchens Reise“: das personifizierte Virus.

Das Stück wie die aktuelle Lage wirkten ins Publikum hinein: Für vorangemeldete Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Familienkreis galt in der Aula der Alten Hauptschule die 3G-Regel plus Maskenpflicht.

Die Schülerinnen und Schüler des neunten Jahrgangs hatten für ihre Vorbereitungen viel mehr Zeit gehabt, als ihnen und ihrer Lehrerin Sabine Ebbing lieb war. Shutdowns und Distanzunterricht verhinderten seit Beginn des achten Schuljahrs immer wieder Proben und die Aufführung. Ein Gutes dabei: Die 27 Mitglieder der Theatergruppe beobachteten die Nachrichtenlage und die Entwicklungen in ihrem persönlichen Umfeld, aktualisierten und bearbeiteten das Stück von Karsten Harms immer wieder – und verarbeiteten dabei auch die eigenen, schulischen und sozialen Mangelerfahrungen seit März 2020.

In „Fieberchens Reise“ zeigen sie so einerseits die Mechanismen und Folgen einer Virus-Pandemie. Die Betrachtung über das Verhalten der Menschen darin gipfelte andererseits in der Erkenntnis, dass Klagen, Schuldzuweisungen und Realitätsleugnung nicht helfen. „So werdet ihr mich nicht los!“, bescheinigt Fieberchen. Was helfen könnte, ruft der Chor als Schlussappell: „Gemeinsam das Richtige tun. Nein zu Fake News. Retten wir jeden, den wir können. Auch wenn es keine einfachen Lösungen gibt.“ Wie wahr!

In „Fieberchens Reise“ beleuchten die Schülerinnen und Schüler mit weiterhin gesundem Humor und zugleich dem nötigen Ernst das große Ganze und das Alltägliche im Kleinen. Sie lassen in lichtmalerischem Spiel auf dunkler Bühne den Planeten Erde zum Mars klagen: „Mir tut was weh, ich hab´ Homo sapiens“ – als wäre es eine Krankheit. Dieser Rahmen schließt sich am Ende mit der Meldung Erde an Mars: „Ich bin diese eigenartigen Parasiten, die Menschen, losgeworden – Virus-Therapie.“

Dazwischen gibt es eine flotte Folge von vielen kurzen, gut ausgearbeiteten und lebendig dargestellten Szenen: ein Fernsehinterview mit Klopapier-Liebhabern im Kaufrausch, Corona-Viren aus Pappmaché hängen als Bühnendeko von der Decke. Das mittlerweile etwas frustrierte HIV-Virus tritt als leibhaftiger Tod auf und bekommt beschieden: „Auch du hast von der Dummheit der Menschen profitiert“ – zum Beispiel vom Kondomverbot der Kirche.

Und schon gesellt sich das Corona-Virus im Grisu-grünen Kostüm mit Spike-Bommeln zu den naiven Asien-Touristen und ihrem Flughund-Steak. Los geht sie, „Fieberchens Reise“ rund um die Welt. Lautstark husten die Urlaubsrückkehrer, Fieberchen freut sich, auf der Party dabei zu sein und hängt einer nach der anderen Kontaktperson sein Viren-Halsband um. So macht man Verbreitungswege deutlich.

Die verlängerte Vorbereitungszeit merkte man den Darstellenden deutlich an. Sie waren – was jenseits des Theaters zu bedauern ist – sehr persönlich tief im Thema. Argumentative Muster der Verharmloser, Leugner und Ignoranten und die Folgen kannten die Schülerinnen und Schüler offensichtlich aus eigener Erfahrung, brachten sie eindrücklich auf die Bühne und ließen einen Nachrichtensprecher den Kommentar in Richtung des Schwurblers rufen: Halt´s Maul, Idiot!“

Frustriertes Krankenhauspersonal, vermeintliche Erleuchtung in der am Ende ach so spießigen und kleinkarierten Querdenker-Butze, das irreführende Wahrnehmen des Virus als Mörder: All diese Elemente verwob der DuG-Kurs zu einem Stück, das Analyse, Mahnung, Unterhaltung, Witz zugleich bot und Selbstreflexion wie Spiegel vorhalten in einem war. Angesichts der Umstände, die seit mehr als anderthalb Jahren herrschen, eine herausragende Leistung.

„Eine fantastische Truppe“ lobte DuG-Lehrerin Sabine Ebbing ihren Kurs nach dem Applaus des Publikums. „Ganz toll, mein eigenes Kind dort oben auf der Bühne zu sehen“, zeigte sich eine Mutter begeistert. „Echt super“, meinte ein Vater zur Aufführung.

Weitere Fotos finden Sie in der Bilder-Galerie.

Text und Fotos: Alfred Riese

Zurück zum Seitenanfang