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Ein Brutplatz für den Steinkauz - Weidehütte am Brochterbecker Damm gebaut

Marielen steht auf der Leiter, Jule reicht den Akkuschrauber hoch. Zwei Jungs sichern vorschriftsmäßig, als die Achtklässlerin der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) die Eule aus Holz mit acht Namen darauf am Giebel der Weidehütte befestigt.

Die Schüler sind am Freitag fristgerecht fertig mit ihrem Freiluft-Vorhaben für die Projektwoche. Gerade haben sie das Dach gedeckt mitten auf der Kuhweide. Heimwerker-TV-Shows sind doch eher was für Couch-Kartoffeln.

Noah, Marlon, Max-Julius, Jan, Henry, Jana, Marielen und Jule aus dem achten Jahrgang der MKG haben die achte der Weidehütten hingestellt, die seit 2011 jedes Jahr in der Projektwoche entstehen. In ihrer Altersklasse geht es um Berufsorientierung. Bewerbungstraining und Mint-Jobrallye waren aber für die anderen. Unter vielen Bewerbern zogen diese acht das große Los für ihr praktisches Projekt. Mit dabei: Hermann Lammers, ausgebildeter Tischler und auf dem Gut Stapenhorst im uralten Beruf des Buschbewahrers tätig, Hans-Jakob Merkens aus Tecklenburg, Vater von früheren MKG-Schülern und Mitbegründer des Weidehütten-Projekts, und MKG-Lehrer Lothar Neumann.

Am Anfang war auf der Weide an der Kanalbrücke des Brochterbecker Damms auf Tecklenburger Gebiet nichts – außer Gras und Kühen in der Morgensonne und ein paar Bauteilen auf einem Hänger. Die Schüler und ihre beiden Anleiter setzten Fundamente. Sie überprüften mit einer Eisenstange praktisch, ob der Satz des Pythagoras aus der Schule wirklich stimmt und die Maße passen. Am Nachmittag des ersten Tages stand das Gerüst. Henry, Lena und die anderen gingen mit ihren Tischlern in den Wald, fällten einen Baum, hieben die Spaltaxt ins Holz. Sie legten sich selbst ins Geschirr und machten im Rhythmus von Hü und Hott als Sägepferde aus dem Baum Bretter für die Wände. Auch die Lattung fürs Dach und das Eindecken erledigten die Schüler selbst. Und sie bauten Brutkästen für Staren, andere Singvögel und Fledermäuse. Für eine Steinkaufröhre gab es im Dachgiebel ein eigenes Plätzchen.

„Ich musste in acht Jahren noch kein Pflaster setzen“, lobt Tischler Lammers am Freitag das handwerkliche Geschick und die Umsicht der Kinder, die sie an den Tag legen – wenn man sie lässt.

Einen konkreten Zweck hat die Weidehütte auch, erklärt vor Ort Christian Kipp von der Biologischen Station Kreis Steinfurt. Er ist Projektbetreuer für das Naturschutzgebiet Janhaarspool, in dem die Hütte steht. Mit Kopfweiden und Hohlbäumen fehlen insbesondere dem seltenen Steinkauz Brutmöglichkeiten, sagt er. „Eine Scheune auf dem Feld mit Kauzröhre ist ideal“, erklärt der Experte, auch für Singvögel und Insekten und für das Weidevieh als Unterstand, natürlich. Die bisher gebauten MKG-Weidehütten würden gut angenommen, hat Hans-Jakob Merkens beobachtet, auch von weiteren Rote-Liste-Arten wie Turmfalke, oder Schleiereule.

„Ihr habt vielen Tieren ein Zuhause gegeben“, bescheinigt den Schülern Udo Schnieders, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung Kreis Steinfurt, die den Bau finanziert. MKG-Schulleiter Karl Watermann nannte die Weidehütten ein „Projekt allererster Qualität“ mit praktischer Arbeit, einem Sinn für Naturschutz und pädagogischem Nutzen. Der interessierte Noah & Co. allerdings wesentlich weniger als das Lob der Tischler. „Habt ihr super gemacht!“

WN: Alfred Riese

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