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Rollstuhltraining als Praxisstart für Projekt von Caritas, MKG und sozialen Einrichtungen

Den Hügel hoch ist es anstrengend, die Gehwegkante erweist sich als Hindernis: Schülerinnen und Schüler des Neigungsfachs Pädagogik im Jahrgang neun der MKG übten sich jetzt zusammen mit der Caritas, dem Seniorenzentrum und dem Haus Buck im Umgang mit Rollstühlen und Rollatoren.

Dahinter steht ein außergewöhnliches Kooperationsprojekt, das die Lehrerin Alexandra Goldenberg von der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) erklärte: Die Jungen und Mädchen werden nach den Herbstferien immer donnerstags im Nachmittagsunterricht soziale Einrichtungen besuchen. Sozusagen ein langgezogenes Praktikum, für das in Saerbeck alle Kitas, die Offene Ganztagsgrundschule (OGS), das „Zentrum für Betreuung und Pflege am Badesee“ (Seniorenzentrum), die Tagespflege Haus Buck und die Wohnanlage Teigelkamp Plätze anbieten. Es geht für die Schülerinnen und Schüler darum, sich auszuprobieren, um die Annäherung an verschiedene Berufszweige im sozialen Bereich, um das Sammeln praktischer Erfahrungen und das Entwickeln persönlicher Perspektiven.

Die Bewerbungsphase ist mittlerweile angelaufen, berichtet Alexandra Goldenberg – und Erfahrungen mit Rollstühlen und Rollatoren haben die Schülerinnen und Schüler nach dem Training auch schon. Bewohnerinnen, Bewohner und Tagesgäste des Zentrums am Badesee stellten ihre Fortbewegungshilfen gerne zur Verfügung. Ihre Erfahrungen damit machten die jungen Menschen selbst, indem sie in die Rollen älterer Menschen oder ihrer Betreuungspersonen schlüpften.

Im Garten Eden, dem kleinen Park des Zentrums, knirschten viele auf dem Kiesweg flott voran. „Euer Tempo würden manche Senioren als sehr schnell empfinden und Angst bekommen“, erklärte Kirsten Reitz, Pflegedienstleitung der Tagespflege im Seniorenzentrum. Ein- und Aussteigen aus dem Rollstuhl würden leichter fallen, wenn man die Fußrasten vorher zur Seite klappt. Claudia Uphoff von den Sozialen Diensten im Seniorenzentrum empfahl, beim Stehenbleiben die Bremse festzuziehen, sonst würden sich die Fahrzeuge auf Gefällestrecken selbstständig machen.

„Lustig, aber auch sehr ruckelig, man hat jeden Stein gespürt“, berichtete Schülerin Franzi, als sie den Platz im Rollstuhl mit ihrer Partnerin tauschte. Agata schilderte die Steigungen und die Lenkung zunächst als schwierig und ungewohnt. Nach den Übungsrunden gehe es besser. Für Jonas war es das erste Mal in einem Rollstuhl. Er habe sich mit seiner Begleitung „sicher gefühlt“. Angela meinte, „geschoben zu werden, fühlte sich zuerst etwas gefährlich an“. Sie möchte für ihre wöchentliche gerne in das Seniorenzentrum oder in die Tagespflege Haus Buck. Für einen belastbaren Berufswunsch ist es ihr aber noch zu früh.

Im Haus Buck arbeitet Claudia Große Glanemann, die beim Training ebenfalls dabei war. „Wir und unsere Senioren freuen uns schon auf den regelmäßigen Besuch aus der Schule“, verriet sie. An eine „Bereicherung für Schüler und Senioren“, glaubte auch Christina Tuttmann, die für die Caritas bereits das „Young meets Old“-Projekt mit Schülerbesuchen bei Senioren in Emsdetten organisiert hat. Einen beiderseitigen Gewinn erwartet sie auch in den Kitas, über deren Kooperation sich die Caritas ebenso freue.

Beim Stichwort Fachkräftemangel ist sie sich mit Claudia Uphoff einig. Es gelte Hemmschwellen abzubauen, den Gewinn für beide Seiten zu zeigen und junge Menschen für Soziale Arbeit Bereich zu interessieren, diesen Bereich im Idealfall als Ausbildungs- und Berufsperspektive anzubieten.

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