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Satirisches Drama „Jojo Rabbit“ an der MKG

Anita Stenke ist eine Profi-Schauspielerin aus München, sie war, wie seit vielen Jahren, beim ganztätigen Proben-Workshop dabei. Sie berät die Schüler des Literaturkurses im Abiturjahrgang und ihren Lehrer und Regisseur Werner Engels.

Im Rekrutierungsbüro der Nazis steht ein Junge in braunem Hemd mit rotem Halstuch, will Flugblätter verteilen und fragt unschuldig nach dem Unterschied zwischen Propaganda und Information. Am anderen Ende der Bühne im kleinen Forum der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) zeigen die Kulissen ein Hitler-Portrait über seinem Bett. Da hat der Hinweis von der Seite fast schon politische Dimensionen: „Du hast keinen Bart, also nuschele auch nicht rein.“

Anita Stenke sagt das aus dem Halbdunkel der Sitzreihen. Die Profi-Schauspielerin aus München ist, wie seit vielen Jahren, beim ganztätigen Proben-Workshop dabei. Sie berät die Schüler des Literaturkurses im Abiturjahrgang und ihren Lehrer und Regisseur Werner Engels.

Gut, das mit dem Nuscheln hätte man sich denken können. Die Absolventin der Berliner Fritz-Kirchhoff-Schule für Schauspiel hat allerdings noch einiges mehr zu vermitteln. Immerhin war sie mal beim Münchner Theater für Kinder die Annika in „Pippi Langstrumpf“, trat beim Weimarer Kultur-Express in „Kabale und Liebe“ auf und war auch schon in der TV-Soap in „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ zu sehen.

Auf dem Probenplan der angehenden Abiturienten steht das satirische Drama „Jojo Rabbit“ von Taiki Waititi, Oscar-reif verfilmt 2019 mit Scarlett Johansson. Es geht um dem begeisterten Hitlerjungen Johannes Betzler, zehn Jahre alt und mit Führer-Portrait über dem Bett. Das Kaninchen im paramilitärischen Jugendlager mag er aber nicht als Mutprobe töten. Von da an heißt er Jojo Hasenfuß (englisch: Rabbit) und legt es zusammen mit seinem imaginären Freund Adolf darauf an, zu beweisen, dass er kein Feigling ist.

Die innere Verwirrung beginnt für den Jungen, als er hinter der Wand das versteckte jüdische Mädchen Elsa findet und sich nach und nach mit ihr anfreundet. Das alles spielt in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs im umkämpften Berlin. Das Satire-Drama wie auch die ursprüngliche Romanvorlage „Caging Skies“ von Christine Leunens und das Theaterstück von Desiree Gezentsvey werfen aus der Perspektive eines kleinen Jungen einen Blick auf Faschismus, Rassenhass und was das mit Menschen macht.

Seit Beginn des Schuljahres arbeitet der Literaturkurs an der Aufführung. Sie soll, so Corona es zulässt, im März über die Bühne gehen. „Schön, dass wir immerhin proben können“, kommentiert Literaturlehrer Werner Engels die Situation mit etwas Galgenhumor. Echten Humor hat die Inszenierung trotz der Umstände reichlich zu bieten, von der Pink-Panther-Musik für eine geheime Mission des Hitlerjungen bis zu Grillrost-Visier und Bratpfannen-Harnisch, mit denen sich Jojo in der Gedankenwelt eines Kindes für den Kontakt mit dem jüdischen Mädchen rüstet. Mit etwas Glück gibt es im März die Möglichkeit, das Ergebnis der Probenmühen öffentlich zu zeigen.

Zuvor erklärt Schauspiel-Profi Anita Stenke noch dies: „Wisst ihr, warum ich euch so trieze mit dem lauter und langsamer sprechen? Wenn vor der Premiere die Aufregung kommt, dann sprecht ihr noch schneller.“ Dann wäre das Stück rascher zu Ende, und das wäre schade.

Quelle: WN

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