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Wo sich Vielfalt begegnet - Kulturenkarneval an der MKG

Ein neues Jahr beginnt. Vielleicht mit guten Vorsätzen. Oder mit großen Fragen: Was ist Wahrheit? Was ist Glück? Solche Fragen sind es, um die es schon vor den Weihnachtsferien im Kurs praktische Philosophie des siebten Jahrgangs der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) ging.

„Große Fragen, die man gar nicht so leicht beantworten kann“, sagt Esra Eryilmaz.

Sie ist Referendarin für Deutsch und eben praktische Philosophie an der MKG. In ihrem Kurs aus dem Wahlpflichtbereich kommen Schülerinnen und Schüler mehrerer Klassen des Jahrgangs zusammen, die ihn als Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht gewählt haben. Das hat einen auffälligen Effekt: Die Schüler haben viele verschiedene Herkunftsländer von sich oder ihren Eltern, kommen aus unterschiedlichen Kulturen und auch Religionen. „Dieser Kurs ist der einzige Ort, wo sie sich in dieser Vielfalt begegnen“, stellt Esra Eryilmaz fest, „da entstehen viele Fragen“: Was ist Kultur, was macht eine bestimmte Kultur aus? Es geht auch um Vorurteile und Rassismus. Wie gehe ich um mit dem Fremden, mit den Fremden? Noch so eine große Frage.

Das christliche Weihnachtsfest und den eher weltlichen Jahreswechsel leitete die Referendarin gemäß dem Namen ihres Unterrichtsfachs praktisch ein: mit einem Karneval der Kulturen, inklusive Kostümen und Kulinarischem. Aus dem Kosovo, dem Libanon, aus Syrien und Aserbaidschan, aus der Türkei, in einem Fall zum Teil aus Finnland und natürlich aus Deutschland kommen die Siebtklässler. Dazwischen im Kreis saßen offensichtlich schon weit gereiste Kolleginnen und ein Kollege von Esra Eryilmaz, ebenfalls in der Ausbildung an der MKG. Und alle erklärten ihre irgendwie typische Kleidung, Mitbringsel oder Speisen aus ihren Herkunfts- oder Lieblingsländern.

Der Poncho und die Empenadas aus Chile, ein traditionelles buntes und bodenlanges Gewand aus Kamerun („viel Stoff, weil in Kamerun das Schönheitsideal möglichst dick ist als Zeichen für Wohlstand“), Baskenmütze und Baguette aus Frankreich, ein Kaftan original aus Palästina, eine Gebetskette aus Syrien mit 99 Perlen für die 99 Namen Allahs bei Muslimen. An der Tafel hing der Doppeladler der albanischen Flagge, und mittendrin präsentierte sich der westfälische Schüler im Schützenfestanzug mit Federhut. Dazu dufteten schwarzer Tee und Börekschnecken. Die Kommunikation darüber, was typisch sein könnte oder Klischee, vielleicht schon Vorurteil, startete schnell und lief ebenso intensiv wie reibungslos, unterbrochen nur vom Biss in den supersüßen Baklava-Kuchen, der übrigens etliche der vertretenen Länder verbindet.

Ein Selbstzweck sollte der Kulturenkarneval in dem Kurs mit vielfältigen Schülerschaft nicht sein. Offenheit, Begegnung und Kennenlernen hießen die Lernziele – um mit Vielfalt umgehen zu können und bei den großen Fragen nicht auf schlechte Antworten zu verfallen.

WN: Alfred Riese

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