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Die schlimmste Zeit seines Lebens - Zeitzeugengespräch mit Alexander Richter über die DDR

Seine Ansichtensammlung „Saerbecker Fenster: Impressionen eines Jahres“ steht in der Bücherei, nebenan in der Alten Dorfschule hat der Autor Alexander Richter sein Literatur-Büro. Auch als Zeitzeuge ist der in Sachsen-Anhalt Geborene unterwegs.

Anzeige Alexander Richter, ehemaliger Häftling in der DDR, besuchte jetzt die Klasse 10b der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG), um über sein Leben in der Deutschen Demokratischen Republik zu berichten. Die Schülerin Katja Garina berichtet:

„1949 in Coswig geboren, erlebte Alexander Richter den kommunistischen Staat mit seinem grauen Facetten von klein auf. Er erlebte sowohl den Mauerbau 1961, als auch den Mauerfall 1989 mit darauffolgender Wiedervereinigung Deutschlands. Als Klassenbesten wurde ihm ein Studium an der Humboldt-Universität in Ostberlin ermöglicht, ein Privileg, das sonst hauptsächlich von SED-Mitgliedern erhielten.

Alexander Richter setzte sich schon immer kritisch mit der SED und der politischen und wirtschaftlichen Situation in der DDR auseinander. Er zeichnete seine Meinung und Gedanken schriftlich auf und hatte die Idee, einen Roman zu verfassen. Da er seine Werke in der DDR nicht veröffentlichen konnte, schickte er die Manuskripte in den Westen. Da die ostdeutsche Regierung sämtliche Post kontrollierte, die in den Westen geschickt wurde, suchte er einen Ausweg.

Alle paar Tage verschickte er Briefe mit ein bis zwei Seiten eines handgeschriebenen Manuskripts an eine Bekannte in Westdeutschland. Auf die Briefumschläge schrieb er vorsichtshalber fiktive Absender und warf sie zu stets wechselnden Zeiten in verschiedene Postkästen. Trotzdem wurde die Stasi auf ihn aufmerksam, beobachtete seine Wohnung, hörte in ab. 1982 wurde er in Potsdam auf offener Straße verhaftet und wegen ,staatsfeindliche Hetze‘ ins Gefängnis gesteckt. Diese Zeit bezeichnet Alexander Richter noch heute als die schlimmste seines Lebens.

1985 wurde er von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft und konnte in den Westen. Seitdem wohnt er in Emsdetten. Er gründete den ,firstminute-Taschenbuchverlag‘ und ist im Zeitzeugenprogramm tätig.“ 

 

Alfred Riese, WN, 02.06.2018 

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