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Juniorwahl 2025 - CDU liegt auch bei Saerbecker Jugend vorne

Noch dürfen sie nicht wählen, haben es aber trotzdem getan. Die Ergebnisse der Juniorwahl zum Deutschen Bundestag liegen vor – und unterscheiden sich in einigen Punkten von der echten Wahl.

Die CDU liegt vorne, die AfD weit zurück – zumindest weiter als auf Bundesebene. Die Schülerinnen und Schüler der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule haben den Deutschen Bundestag gewählt. Natürlich nicht tatsächlich, schließlich sind die meisten Wählerinnen und Wähler hier noch keine 18 Jahre alt. Stattdessen haben sie ihre Stimmen bei der bundesweiten Juniorwahl abgegeben. Und die Ergebnisse unterscheiden sich deutlich vom Rest des Landes.

Aber zunächst zum Ablauf. Schon seit den 90er-Jahren setzen Schülerinnen und Schüler ihr Kreuz bei der Juniorwahl. In diesem Jahr waren 5500 Schulen beteiligt – auch Saerbecks Gesamtschule. Das Ziel erklärt Benjamin Stucke, SV-Lehrer: „Wir wollen die Jugendlichen für den Wahlprozess begeistern, aber auch Wissen darüber vermitteln, wie sich der Bundestag zusammensetzt.“

 

Karliczek siegt bei der Jugend

Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe eins wurden im Fach Wirtschaft-Politik über Parteien, Wahlen und Parteiprogramme aufgeklärt. Am Donnerstag hieß es dann: „Geht wählen!“ Von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht haben 416 der 535 Wahlberechtigten – eine Beteiligung von 77,8 Prozent.

Das Ergebnis: Mit 33,5 Prozent der Zweitstimmen liegt die CDU bei der Saerbecker Jugend vorne. Dahinter die SPD mit 17,5 Prozent und die Linke mit 16,3 Prozent. Es folgen die AfD (11,4), die Grünen (7,3) und die FDP (5,6). Die sonstigen Parteien verbuchen 8,5 Prozent der Zweitstimmen. Bei den Erststimmen siegt Anja Karliczek (CDU) mit 41 Prozent über Jürgen Coße (SPD, 20,6), Gunnar Stephan (AfD, 12,1), Dr. Jan-Niclas Gesenhues (Grüne, 8) und Anne Hoss (FDP 5,1).

Die FDP im Bundestag und eine schwächere AfD – dadurch unterscheiden sich die Schülerinnen und Schüler in Saerbeck schon einmal vom bundesweiten Ergebnis und in großen Teilen auch vom lokalen Ergebnis. In Saerbeck hieß das vorläufige Ergebnis am Sonntagabend: CDU liegt vorne, gefolgt von SPD und AfD.

 

Ergebnis wie erwartet

„Akzeptabel“, sagt Schülersprecherin Saphia Knapheide bei einem ersten Blick auf das Ergebnis. „Die AfD hat immer noch zu viele Stimmen bekommen.“ In einer Schule mit – so ihr Eindruck – gutem Bildungsniveau hätte sie sich etwas anderes erhofft. Doch völlig überrascht ist sie nicht. Schlimmer findet sie, dass die Alternative für Deutschland bundesweit sogar noch besser abgeschnitten hat als in Saerbeck.

Deutschlandweit hat allerdings die Linke bei der Juniorwahl am besten abgeschnitten – mit 25,3 Prozent der Zweitstimmen. Es folgen die CDU mit 16,8 und die SPD mit 15,5 Prozent. Dahinter: die AfD (14,7), Grüne (9,3) und gleichauf BSW und FDP (beide 4,7). Die sonstigen Parteien kommen auf 9,0 Prozent der Zweitstimmen.

Im Großen und Ganzen – so der Eindruck der Lehrkräfte – ist das politische Interesse der Jugendlichen gestiegen. Interessierter waren die Schülerinnen und Schüler als noch bei der Europawahl 2024.

 

Blick in die Köpfe der Schülerinnen und Schüler

In einer Umfrage haben die Schüler nach der Wahl ihre Entscheidung begründet – diese wird derzeit ausgewertet. Schulleiter Maarten Willenbrink: „Das ist ein wichtiger Blick in die Köpfe unserer Schülerinnen und Schüler.“ Bei einem Ergebnis von 11,4 Prozent will er in erster Linie wissen, warum sie die AfD gewählt haben. Ein Wert, den er gerne weiter in Richtung Null steuern würde.

„Ich möchte den 47 Jugendlichen kein rechtes Gedankengut unterstellen“, sagt er. Es gäbe schließlich auch Passagen im AfD-Parteiprogramm, die nicht offensichtlich als solches zu erkennen sind. Da lohne es sich, genauer nachzufragen – und Alternativen aufzuzeigen.

 

Ergebnis der „Grünen“ überrascht

Benjamin Stucke vermutet, dass sich auch ein paar „Trotz-Wähler“ unter die 11,4 Prozent gemischt haben. Ein paar Schüler hätten das auch zugegeben. „Vielleicht macht das die Simulation am Ende nur realistisch“, sagt er. Trotz-Wähler gebe es schließlich auch bei der echten Wahl.

Überrascht sind die Schüler auch über das niedrige Ergebnis der Grünen. „Weil wir in einer Klima-Kommune leben, habe ich da mehr erwartet“, sagt Sophia Knapheide. Vielleicht liege es an der ländlichen Lage Saerbecks. Der ein oder andere wähle vielleicht auch aus Tradition oder orientiere sich an der politischen Haltung der Eltern.

 

Aufklärung – nicht nur auf Social Media

Willenbrink stimmt ihr zu und ergänzt: „Wir haben Anfang des Jahres eine Podiumsdiskussion veranstaltet. Da hat sich gezeigt, dass das Thema Umweltschutz nicht ganz oben auf der Liste der Jugendlichen steht.“ Stattdessen seien es Themen wie Wirtschaftsstabilität, außenpolitische Sicherheit, Europa und Integration gewesen, die die Jugendlichen interessierten.

Zudem sei es wichtig, den sozialen Medien bei der politischen Bildungsarbeit nicht das Feld zu überlassen, so Stucke. Bundesweit hätten bei den Jugendlichen die Parteien vorne gelegen, die auf Instagram, Tiktok und Co. stark vertreten sind. „Wir bemühen uns da intensiv aufzuklären“, sagt Willenbrink.

Text und Bild: Lena Unterhalt (WN am 27.02.2025)

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