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Lacher und Applaus für „Das Gespenst von Canterville“

Huhu, wie schaurig war es am Montag im kleinen Forum der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG). Der Darstellen-und-Gestalten-Kurs des achten Jahrgangs brachte im Rahmen des „Musik, Kunst, Gesang und mehr“-Kulturprogramms „Das Gespenst von Canterville“ nach dem Roman des irischen Schriftstellers Oscar Wilde auf die Bühne – „Wind und Wehe, Gift und Galle“.

Den komödienhaften Stoff hatten sie mit ihrem Lehrer Werner Engels eingekürzt, mussten aber gelegentlich doch selbst lachen, während sie den Wortwitz des großen Autors inszenierten. Auch die Schulkollegen sparten nicht mit Lachen und mit Applaus.

Die Geschichte ist eine heitere Geistererzählung, erstmals erschienen 1887. Das bemitleidenswerte Gespenst Simon de Canterville findet sich plötzlich mit der Familie eines amerikanischen Diplomaten konfrontiert, der das Schloss gekauft hat. Der Mann ist nicht zu erschrecken, seine Frau resolut und die Kinderschar ziemlich frech zu dem 451 Jahre alten Gespenst. Zuflucht sucht Gespenst Simon bei seiner Kollegen auf dem Friedhof. Nach einigen Irrungen und Wirrungen über wiederkehrende Blutflecken, einen Angriff mit Tennisbällen auf den Kettenklapperer und der einen oder anderen Frechheit der Kinder erscheinen alle Gespenster gleichzeitig im Schloss und lassen dem Diplomaten nur den Ausweg über Verhandlungen: Unliebsame Gäste kommen ins Gelbe Zimmer, dort kann Simon spuken, wie will.

Die dem Stück zugeschriebene Gesellschaftskritik Wildes aus dem zu Ende gehenden 19. Jahrhundert transportierten die Darstellen-und-Gestalten-Schüler mit Textadaptionen ins Heute. Aber es blieb bei der Zweipoligkeit zwischen einem romantischen englischen Glauben an das Übersinnliche und dem schieren Materialismus, der das Gespenst stubenrein machen will. Oder wie die Zwillinge sagen: „Wir ghostbustern.“

Sehr eindrucksvoll gespielt war die Haushälterin, die eigentlich ständig in Ohnmacht fiel. Auch das Gespenst Simon kam glaubwürdig verzweifelt rüber mit seinem Hilfe suchenden Robbenblick. Bühnennebel für die Friedhofsatmosphäre, eine Videoeinblendung mit einem Gespenst als Wackeldackel: Es blieb über etwas mehr als eine Stunde abwechslungsreich und heiter. Kleinere Improvisationen und spontane Szenenkürzungen störten dabei nicht weiter. Als wahr erwies der Satz vom Friedhof: „Das ganze Bildzeugs ist nichts gegen echtes Theater.“

Mit der zweiten Aufführung des „Gespenst von Canterville“ ging am Montagabend die Kulturreihe der MKG zu Ende. Gezeigt worden waren unter anderem „Sophia der Tod und Ich“ nach dem Debütroman von Thees Uhlmann, Werkstattszenen aus Max Frischs „Andorra“, das Musikklassenkonzert und eine musikalische Gedenkveranstaltung zum 90. Geburtstag von Anne Frank.

WN: Alfred Riese

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