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Upcycling-Projekt an der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule - Kreative Weiterverwertung

Haben Sie unlängst ihre Matratze ausgetauscht und vielleicht das Lattenrost gleich dazu? Dann könnte es sein, dass die federnden Holzleisten am Freitag in ein zweites Leben an der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) starten.

20 Zehntklässler belegen nämlich in dieser Woche einen Werkraum und arbeiten mit dem Herforder Wiederverwertungsdesigner Oliver Schübbe an Mobiliar für ihre Schule, für das kein Baum mehr zusätzlich gefällt werden muss.

An den Werkbänken ist seit Montag ein ständiges Schleifen, Tackern, Schneiden und Sägen. Die körperliche Arbeit haben sich die Schüler selbst zuzuschreiben. Erstens haben die 20 sich freiwillig für das Projekt gemeldet und zweitens geht es auf den Wunsch der Schülervertretung zurück, ein paar Sitzmöbel mehr in das Gebäude zu bekommen. Die Lehrerinnen Esther Kuck und Märthe Simon steuerten die Idee bei, dieses Ziel mit einem Projekt anzusteuern, der Förderverein gab Geld dafür.

„Upcycling“ nennt sich das, was Oliver Schübbe von der Herforder OS2-Design-group mit den Schülern betreibt. Der Diplom-Ingenieur und Innenarchitekt macht mit den Zehntklässlern in der MKG das, was er auch in seinem Designbüro mit angeschlossener Manufaktur betreibt: Aus Alt mach Neu. Mit Schübbe werden aus alten Schaumstoffmatratzen neue Polster, aus aussortierten Stoffen Bezüge, aus Altholz Rohstoffe. Praktizierte Nachhaltigkeit – „und die Materialkosten halten sich sehr in Grenzen“, sagt er. Was die Schüler am Ende produziert haben werden, gerät seiner Erfahrung nach „bunt, weniger Highend und edel, aber mit viel Fehlerästhetik“. Auf jeden Fall Unikate, die den Wert der Dinge trotz Wegwerfgesellschaft schätzen.

Die Upcycling-Philosophie fasst Oliver Schübbe pädagogisch mit Kuscheltieren zusammen, die er die Schüler im Wortsinn „auf links drehen“ lässt. Für ihn enttarnt das die vorsätzliche, billige Produktion von Wegwerfartikeln und hält den Konsumenten den Spiegel vor.

In der MKG sieht der Ingenieur übrigens unter anderem mit einem „super Technikraum“ das „oft vernachlässigte Fach Werken“ weit vorne. Wenn dann das dort Produzierte nützlich in der Schule zum Einsatz kommt, setzt er wie auch Lehrerin Märthe Simon darauf, dass sich die Schüler damit besser identifizieren und es pfleglich behandeln.

Einen großen Pavillon als Rauminstallation, Sitzbänke und Stehtische bis Freitag: „Das schaffen wir“, ist sich Schülerin Laetitia sicher. Sie glaubt zusammen mit ihren Werktischkollegen Emma, Martin und Justin daran, dass ihre Mitschüler die Sachen heile lassen, wenn sie wissen, dass Kollegen sie gebaut haben. Und alle hatten jetzt schon eine Projekterkenntnis: „Schleifen ist langweilig, aber nötig, weil sonst der Bezugsstoff reißt.“

WN, Alfred Riese

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