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Wenn selbst die Hoffnung fehlt . . . - Extraaufführung von „In 300 Jahren vielleicht“

„Ich kann nicht mehr – all das Plündern und Morden, all der Tod“ – Kommentar zu den aktuellen TV-Nachrichten aus den vielen Krisen- und Kriegsgebieten der Erde? Nein, Elsa sagt es zu ihrem Mann Mathias, im Jahr 1641 im Dorf Eggebusch, mitten im Dreißigjährigen Krieg.

Ihre verzweifelte Hoffnung auf Frieden stirbt, als die Tochter Anna Opfer der Kämpfe zwischen katholischer Liga und protestantischer Union um die Religion und zwischen Frankreich und den Habsburgern um die Vorherrschaft in Europa wird.

„In 300 Jahren vielleicht“ heißt die Romangrundlage des Stücks, aus dem diese Szene stammt, geschrieben von Tilman Röhrig und ausgezeichnet mit dem Jugendbuchpreis. Die Literaturschüler des ehemaligen zwölften Jahrgangs der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule führten es nach den regulären Terminen im Juni noch einmal auf, mit reichlich Extra-Arbeit durch Um- und Neubesetzungen und auf Anfrage des Arbeitskreises Kunst-Kultur-Kirche und des Katholischen Bildungswerks als Beitrag zum Jahresmotto von St. Georg: „Suche Frieden“.

Nichts anderes tun im Stück die Bewohner von Eggebusch. Aber sie sind erstarrt im Überlebenskampf und in Angst. Und nach ihrem letzten Fest sind sie tot oder an Körper und Seele versehrt. Die Eindringlichkeit der Romanvorlage, das Deprimierende, die schnellen Szenenwechsel und das Skizzenhafte der Beschreibung setzten die 17 Schülerinnen und Schüler auf der Bühne im kleinen Forum der Schule überzeugend um mit wenigen, aber gut eingesetzten Projektionen, Licht- und Toneffekten und ihrem barfüßigen Spiel. Das Bild von Grausamkeit und Entmenschlichung entstand fast zwangsläufig im Kopf: „Die Soldaten lachen laut, wenn sie töten, so macht es ihnen mehr Spaß.“

Für die St.-Georg-Gemeinde und ihr Jahresmotto zeigten die Abiturienten, wie es sein kann, wenn die Suche nach Frieden wegen Religions- oder Herrschaftsstreit gleich gar nicht versucht wird, und wie es in Menschen aussieht, die nicht einmal mehr hoffen können. Für die Theatertruppe unter Leitung des Literaturlehrers Werner Engels war es wieder einmal eine Gelegenheit, vor außerschulischem Publikum aufzutreten. „Beeindruckende Vorstellung“, kommentierte Alfons Sundermann vom Arbeitskreis der Kirchengemeinde die Leistung der Schüler. Die Zahl der Zuschauer lag allerdings gerade mal beim Doppelten der Bühnenakteure.

WN: Alfred Riese

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